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Wer setzt sich in Deutschland für eine gute Schulverpflegung ein?

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Akteuren, Ministerien und Organisationen, die sich für die Gewährleistung einer gesunden und qualitativ hochwertigen Kita- und Schulverpflegung engagieren. Dazu gehören neben staatlichen Institutionen auch NGOs und private Initiativen. Diese setzen sich in ganz Deutschland für die Verbesserung der Ernährungsqualität in Kitas und Schulen ein und haben unterschiedliche Schwerpunkte: von der Förderung einer gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Ernährung bis hin zu Themen wie Ernährungsarmut- und -bildung. Wir zeigen die wichtigsten Akteure in Deutschland auf und stellen Initiativen vor, in denen Sie regional mitwirken können.

 

Staatliche Institutionen und Initiativen:

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Das BMEL fördert diverse Projekte in den Themenfeldern Ernährung, Landbau sowie Arten- und Klimaschutz. Im Bereich der Ernährung informiert das Ministerium Verbraucher und Experten über gesunde Ernährung, Lebensmittel-Hygiene und viele weitere Themen. Zudem hat das BMEL federführend die Ernährungsstrategie  „Gutes Essen für Deutschland“ verfasst, welche auch die Verpflegung von Kindern in Schulen und Kitas thematisiert.

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Die BLE unterstützt im Wesentlichen das BMEL bei der Umsetzung der Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik. Sie fördert die nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung, führt Forschungsprojekte durch, kontrolliert und verwaltet diverse Förderprogramme in den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft und sammelt Daten der Ernährungswirtschaft.

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Das BZfE ist eine Institution unter dem Dach des BLE, welche sich mit Ernährungs- und Verbraucherinformationen befasst. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Bereitstellung von wissenschaftlichen Informationen. Das BzfE behandelt übergeordnet die Themenfelder Ernährung, Lebensmittel und nachhaltiger Konsum. So werden neben der Ernährungspyramide und den Grundlagen einer gesundheitsförderlichen Ernährung gleichzeitig die Nachhaltigkeit der Ernährung genauer betrachtet. Weiterhin gibt das BZfE den Konsumenten hilfreiche Tipps an die Hand, um den Lebensmitteleinkauf sowie die Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln möglichst nachhaltig zu gestalten.

Ein weiterer großer Themenschwerpunkt ist die Ernährungsbildung, wofür das BZfE Bildungsmaterial entwickelt und diese für Schulen und Kitas kostenlos zur Verfügung stellt. Im Zuge der Ernährungsbildung bietet das BZfE den Ernährungsführerschein für Schüler der 3. und 4. Jahrgangsstufe an. Hier lernen die Kinder Lebensmittel mit allen Sinnen wahrzunehmen und diese zuzubereiten und zu genießen. Auch die Wertschätzung der Speisen sowie ein umwelt- und klimafreundliches Handeln sind Inhalte des Ernährungsführerscheins. Für Pädagogen und Lehrkräfte bietet das BZfE zahlreiche Fortbildungen rund um die Themen Ernährungsbildung, nachhaltiger Konsum und Lebensmittellehre.

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Die DGE hat, gefördert vom BMEL, Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung entwickelt und fördert die Umsetzung dieser Standards. Sie bietet Schulungen, Materialien und Unterstützung für Einrichtungen und Caterer an, um eine ausgewogene und gesundheitsförderliche Ernährung sicherzustellen. Die DGE-Standards sind in vielen Bundesländern anerkannt und werden als Maßstab für eine gute Schulverpflegung betrachtet.

Vernetzungsstellen Schulverpflegung: In vielen Bundesländern gibt es Vernetzungsstellen für Kita- und Schulverpflegung, die vom BMEL unterstützt werden. Diese Stellen bieten zwei kostenlose Beratungen und Unterstützung an und helfen bei der Umsetzung der DGE-Standards. Sie organisieren Workshops und Schulungen, zum Beispiel für angehende Verpflegungsbeauftragte, und informieren über gesunde Ernährung in den Einrichtungen. Mit dem Beratungsangebot vom „Cleveren Esszimmer“ werden Einrichtungen langfristig bei der Umsetzung einer nachhaltigen Ernährung sowie der Einbindung von Ernährungsbildung in den Schulalltag unterstützt. Neben den Einrichtungen und Caterern können Sie auch als Elternteil Rat bei den Verbraucherzentralen suchen. Über E-Mail ist eine Kontaktaufnahme möglich, sodass etwaige Fragen direkt gestellt und Probleme erläutert werden können. Diese können sich auf die Verpflegungssituation in der Schule beziehen oder auch, bei Bedarf, zu allgemeinen Verbraucherfragen.

Landeszentrum für Ernährung (LErn): Das LErn fördert eine nachhaltige und gesundheitsförderliche Ernährung der allgemeinen Bevölkerung. Es unterstützt die Einbindung der Ernährungsbildung in den Schulalltag, setzt Programme für eine ausgewogene Kita- und Schulverpflegung um und berät Verbraucher sowie Fachkräfte in den Themenbereichen Ernährung und Gemeinschaftsverpflegung. Zudem stellt das LErn Bildungsmaterialien für die Ernährungsbildung in Kitas- und Schulen zur Verfügung und klärt auf Fachtagen über die Möglichkeiten der praxisnahen Ernährungsbildung auf.

EU-Schulprogramm: Zu Beginn des Schuljahres 2017/2018 wurde das EU-Schulprogramm eingeführt. Für das Programm stellt die EU den Mitgliedsstaaten eine gewisse Geldsumme zur Verfügung, welches für die Bereitstellung von kostenlosem Obst und Gemüse sowie Milch- und Milchmischgetränken zur Verfügung steht. Mithilfe des Angebotes soll die Akzeptanz der Kinder gegenüber der Lebensmittelgruppen sowie der Verzehr erhöht werden. Neben dem Angebot der kostenlosen Lebensmittel fördert das EU-Schulprogramm zudem pädagogische Maßnahmen, wie Ernährungsbildung im Unterricht oder Bauernhofbesuche. Sowohl Kinder in Kindergarten, als auch Schüler der Grund- und weiterführenden Schulen können an dem EU-Schulprogramm teilnehmen und die Vielfalt von Obst und Gemüse sowie leckere Milch genießen.

 

NGO

Nichtregierungsorganisationen setzen sich für vielfältige Themen ein. Die nachfolgend aufgezeigten Organisationen engagieren sich überwiegend für mehr Nachhaltigkeit, eine gesunde Umwelt oder die Bekämpfung von Ernährungsarmut. Auch wenn es nicht immer den Anschein macht, haben viele NGOs in ihren Programmen auch Schwerpunkte zur Ernährung von Kindern.

Slow Food Deutschland e.V. : Die NGO Slow Food e.V. setzt sich für die Sensibilisierung von Kindern bezüglich einer gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Ernährung ein. Mit dem Projekt "Bildung für nachhaltige Entwicklung" bietet Slow Food Deutschland Workshops und Projekte an Schulen an, die Kindern die Herkunft und den Wert von Lebensmitteln näherbringen.

Slow Food Deutschland

Greenpeace: Greenpeace setzt sich überwiegend für den Umweltschutz und Weltfrieden ein, doch zunehmend liegt das Augenmerk auch auf einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Ernährung in Kitas und Schulen. Greenpeace hat verschiedene Aktionen gestartet, um eine fleischarme oder fleischlose Verpflegung sowie mehr Bio-Lebensmittel in Schulen zu fördern. Auch Greenpeace ist in ganz Deutschland mit regionalen Gruppen vertreten.

Greenpeace – im Einsatz für den Umweltschutz

Foodwatch: Die Organisation foodwatch setzt sich für Transparenz und bessere Standards in der Lebensmittelindustrie ein und fordert zudem gesündere und kindgerechte Verpflegung an Kitas und Schulen. Sie setzt sich insbesondere gegen stark verarbeitete Lebensmittel, Zuckerzusätze und künstliche Aromen in Kita- und Schulessen ein. foodwatch übt mit Petitionen und Demonstrationen Druck auf die Politik aus und fordert verbindliche Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung.

foodwatch - die Essensretter | FW DE

 

Weiteres

Unternehmen und Caterer: Immer mehr Caterer spezialisieren sich auf eine ausgewogene und nachhaltige Verpflegung in Kitas und Schulen. Diverse Unternehmen bieten Menüs in Bio-Qualität oder Gerichte mit regionalen und saisonalen Zutaten an. Zudem richten sich viele Schul- und Kitacaterer nach den Qualitätsstandards der DGE, die in manchen Bundesländern Deutschlands (z.B. Berlin) sogar verpflichtend sind.

Verbände: Es gibt zahlreiche Verbände, die sich für eine nachhaltige und gesundheitsförderliche Kita- und Schulverpflegung engagieren. Ein Beispiel ist hier der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC). Dieser bündelt die Interessen von Cateringunternehmen und Akteuren der Gemeinschaftsverpflegung und initiiert einen offenen Dialog zwischen Caterern, Politik und Einrichtungsträgern. Der VDSKC setzt sich beispielsweise für ein kostenfreies Mittagessen in den Einrichtungen, faire Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter oder auch bundesweit einheitliche Qualitätsstandards ein.

Regional engagierte Bio-Verbände: Viele Bio-Verbände bieten Projekte und Beratungen an Schulen an, um die Umstellung auf Bio-Lebensmittel zu fördern. So bieten beispielsweise Bioland oder Demeter Caterern und Einrichtungsträgern eine Zusammenarbeit an, um den Bio-Anteil in der Mensa zu erhöhen. Außerdem unterstützen sie aktiv Elterninitiativen, die eine nachhaltige Kita- und Schulverpflegung fordern.

Wissenschaftliche Einrichtungen und Hochschulen: Universitäten und Forschungseinrichtungen arbeiten ebenfalls an der Verbesserung der Kita- und Schulverpflegung. Sie führen vordergründig Studien durch und entwickeln Ernährungskonzepte. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit pädagogischen Einrichtungen im Rahmen von Abschlussarbeiten. Teilweise werden hier auch Organisationen, wie die DGE mit einbezogen.

Elterninitiativen und Fördervereine: Gerade Eltern setzen sich für eine bessere Kita- und Schulverpflegung ein. Hierfür gründen sie selber Initiativen an der Einrichtung ihrer Kinder oder arbeiten in Fördervereinen mit. Sie setzen sich beispielsweise für regionale und biologische Zutaten, bezahlbare Mittagsverpflegung, weniger Zucker und eine höhere Qualität der Speisen ein. Elternbeiräte und Mensazirkel haben oftmals auch ein Vetorecht bei der Auswahl der Caterer.

Landesschülerbeirat: Der Landesschülerbeirat ist ein Gremium, das die Interessen der Schüler eines Bundeslandes gegenüber der Landesregierung und anderen Institutionen vertritt. Die Mitglieder des Beirates sind gewählte Schülervertreter aus den Schulen des jeweiligen Bundeamtes. So können je nach Bundesland die Vertreter aus unterschiedlichen Schularten kommen, um eine breite Repräsentation sicherzustellen. Der Landesschülerbeirat kämpft im Namen der Schüler für beispielsweise die Verbesserung der Schulqualität und moderne Lernbedingungen sowie mehr Mitbestimmung und Chancengerechtigkeit der Schüler.

 

Im Rahmen der Verpflegung von Kindern in Schulen und Kitas sind viele Interessensgruppen vertreten. Dabei setzt sich jeder für ein anderes Ziel ein: Die Eltern wollen ein gesundes und möglichst preisgünstiges Mittagessen, die Caterer möchten eine leckere und wirtschaftliche Verpflegung sicherstellen, während (staatliche) Institutionen und diverse Verbände immer mehr für eine nachhaltige und gesundheitsförderliche Ernährung kämpft. Die wichtigsten im Bunde, die Kinder, wünschen sich vor allem ein leckeres Essen, welches satt macht und abwechslungsreich ist.

All diese Anforderungen zu berücksichtigen und umzusetzen ist kein einfaches Unterfangen. Hierfür braucht es eine klare Kommunikation, gute Absprachen und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. In den vergangenen Jahren hat sich die Schulverpflegung stark verändert und auch in den kommenden Jahren werden durch politische Erlasse viele Neuerungen in der Kita- und Schulverpflegung auftreten. Umso wichtiger ist es, die Qualität sicherzustellen und die Kinder mit einer ausgewogenen Mittagsmahlzeit zu versorgen.

 

Sie wollen aktiv werden?

Schauen Sie doch mal, ob es in Ihrer Stadt eine Initiative von Greenpeace oder Slow Food gibt. Vielleicht hat die Einrichtung Ihres Kindes bereits eine Elterninitiative gegründet, in welcher Sie aktiv werden können. Alternativ: seien Sie mutig und gründen Sie Ihre eigene!

Auch Ihre Kinder haben die Möglichkeit sich aktiv für die Belangen der Schüler einzusetzen und als Schülervertreter der Schule dem Landesschülerbeirat beitreten.

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